1537 bis heute - vom Ratsschießhaus auf der Viehweide zum Schießsportzentrum der PSSG zu Dresden


Faszination Zielsport

Der Deutsche Schützenbund ist mit ca. 15.000 Vereinen und mehr als 1,3 Millionen Mitgliedern viertstärkster Sportverband unseres Landes. Es stellt sich angesichts dieser Zahlen zwangsläufig die Frage, worin der besondere Reiz dieser Sportart liegt.

Die Erfindung des Werkzeuges „Waffe“ war einer der Auslöser der Entwicklung vom primatenhaften Frühmenschen zum modernen Homo Sapiens. Die Qualität der Waffen und der Grad ihrer Beherrschung waren ein wichtiges Selektionskriterium bei dieser Evolution. Die Verehrung von Waffen und die Furcht vor ihnen haben sich daher im Laufe der Jahrhunderte in unserem Bewusstsein verankert. Der sportliche Wettstreit mit ihnen ist zum festen Bestandteil unserer Kultur geworden.

Das wiederholte präzise Treffen eines weit entfernten Zieles ist für die Menschen ein Sinnbild für Perfektion. Um die dafür notwendigen mentalen und physischen Fähigkeiten zu entwickeln, sind ein hohes Maß an Fleiß, Genauigkeit und Ausdauer erforderlich. Diese Tugenden nehmen in unserer Kultur einen hohen Stellenwert ein. Beim schießsportlichen Training hat das Gehirn Schwerstarbeit zu leisten. Das hat zur Folge, dass es alle für die Aufrechterhaltung der Körperfunktionen entbehrlichen Ressourcen ausschließlich dafür aktiviert und unnötige Gedanken einfach unterdrückt. Dazu gehören auch die unzähligen Sorgen, die wir mit uns umhertragen. Dieser Prozess wird von uns im Nachhinein als Entspannung empfunden wird.


Die PSSG zu Dresden bis 1945

Das Schützenwesen ist eng mit der Stadtgeschichte verbunden. Im Mittelalter lag der Schutz der Stadt in den Händen der Bürger. Lange bestand die Bewaffnung aus Hieb- und Stichwaffen sowie Bögen und Armbrüsten. Mit der Verbesserung der Treffsicherheit der Feuerwaffen begann Anfang des 16. Jahrhunderts die Ära der Büchsenschützen. 1537 fand das erste Königsschießen der „Bruderschaft der Büchsenschützen“ statt. 

Im Jahr 1554 ließ der Rat der Stadt das erste hölzerne Schießhaus für die Büchsenschützen errichten, welches im Lauf der Geschichte zweimal erneuert wurde. Das letzte, im Jahr 1768 eröffnete Schießhaus, zeugt noch heute von der einstigen Präsenz der Schützen.

Im Jahr 1874 endete die Verantwortlichkeit des Rates für die Schützen und damit auch die Nutzung des Schießhauses. Die inzwischen den Namen „Privilegierte Scheibenschützen-Gesellschaft zu Dresden“ führenden Büchsenschützen erwarben daraufhin einen Weinberg am Wilden Mann und errichteten dort den Schützenhof.

1900 war Dresden Schauplatz des 13. Deutschen Bundesschießens des Deutschen Schützenbundes. Das Fest, an dem 2.100 Schützen aus dem deutschsprachigen Raum teilnahmen, fand im Ostragehege statt. 

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges war die PSSG zu Dresden auch vom allgemeinen Vereinsverbot in der DDR betroffen. Im Gegensatz zu anderen Sportvereinen wurde die Neugründung von Schützenvereinen jedoch strengstens untersagt. Der Schützenhof wurde ins „Volkseigentum“ überführt. 


Die PSSG zu Dresden seit 1992

Nach der Wiedervereinigung gelang es ehemaligen Mitgliedern, den Verein zu reaktivieren und die Rechtsnachfolge anzutreten. Alle Versuche, den Schützenhof zurück zu erlangen oder wenigstens eine Entschädigung zu erhalten, scheiterten jedoch. Neue Heimstatt der PSSG zu Dresden wurde daraufhin der GST Schießstand in Dresden-Klotzsche. Dem Vorbild des alten Vereines folgend, hatte das sportliche Schießen von Beginn an sehr hohen Stellenwert. 
Bereits von ihrer ersten Teilnahme an Deutschen Meisterschaften im Jahr 1992, kehrten die Schützen der PSSG mit einer Goldmedaille zurück. Dieser DM-Medaille ließen sie bis 2017 noch 61 weitere folgen. 2017 war die PSSG zu Dresden der erfolgreichste Verein in den Nachwuchs-Pistolendisziplinen bei den Deutschen Meisterschaften. 

In den zurückliegenden 25 Jahren schafften fünf Schützen des Vereines den Sprung in die Nationalmannschaft, zwei von ihnen gehören zum aktuellen Kader.

Die PSSG zu Dresden ist mit je einer Luftgewehr- und einer Luftpistolenmannschaft in der 2. Bundesliga des DSB vertreten. 

Derzeit hat der Verein fast 250 Mitglieder und betreibt nicht nur Breitensport sondern auch eine vorbildliche Jugendarbeit. Mehr als 10% der Mitglieder gehören der Jugendabteilung an. Mit dem jährlich ausgerichteten „Grand-Prix der Schulen des Dresdner Nordens im Luftgewehrschießen“ betreibt der Verein aktive Nachwuchssichtung. Die PSSG zu Dresden ist Landesstützpunkt Sportschießen des Landessportbundes Sachsen. 


Die neuen Heimstätte

Im Jahr 1992 pachtete der Verein vom Freistaat Sachsen den ehemaligen Schießstand der Gesellschaft für Sport und Technik in Dresden-Klotzsche. Die Ende der 1960-er Jahre errichtete Anlage ist die zweitgrößte Schießanlage im Freistaat. Meisterschaften des Sächsischen Schützenbundes und die wichtige regionale Wettkämpfe werden hier regelmäßig ausgetragen. Der Schießstand war allerdings zum Zeitpunkt der Übernahme in einem verschlissenen Zustand. Beschwerden von Anwohnern über die angebliche Lärmbelästigung durch das Schießen, sowie die Lage im "Landschaftsschutzgebiet Dresdner Heide" bereiten weitere Probleme, mit denen sich der Verein seit Pachtbeginn ständig beschäftigen muss.  Leider bestand seitens des Verpächters kein Interesse an einer Sanierung und Betreibung des Objektes. Die PSSG investierte im Laufe der Jahre enorme Mittel in den Erhalt der Anlage. An eine umfassende Sanierung war aber ohne finanzielle Unterstützung nicht zu denken. Voraussetzung für die Gewährung von Fördermitteln war der Erwerb des Schießstandes durch den Verein. Im Jahr 2006 gelang es, einen Kaufvertrag mit dem Freistaat abzuschließen und nach Zahlung der letzten Kaufpreisrate ist die PSSG seit Juli 2017 als Eigentümer im Grundbuch eingetragen. Damit haben die schon seit Jahren in den Köpfen der Vereinsverantwortlichen reifenden Pläne für eine Sanierung und Modernisierung der Schießsportanlage endlich die Chance Realität zu werden.


Die Zukunft der PSSG zu Dresden

Das Sanierungskonzept ist nicht nur leistungssportlich orientiert sondern verfolgt vier grundlegende Ziele:


Förderung des Leistungssportes

Die sanierte Sportstätte bietet die notwendigen Voraussetzungen dafür, dass Dresdner Sportschützen auch in Zukunft das nationale Leistungsniveau mitbestimmen werden und die besten aus ihren Reihen als Mitglieder der Nationalmannschaft um Medaillen bei internationalen Meisterschaften und Olympischen Spielen kämpfen.

So werden u.a.:

  • Alle Schießanlagen entsprechend der Anforderungen des internationalen Fachverbandes ISSF modernisiert,
  • Wintertrainingsmöglichkeiten für die olympischen Kleinkaliber-Disziplinen geschaffen,
  • ein Krafttrainingsraum eingerichtet,
  • und ein Schulungsraum geschaffen.


Förderung des Breitensportes

Bei der Planung der Sportstättensanierung wird darauf geachtet, dass genügend Kapazitäten vorhanden sind, damit auch schießsportlich interessierte Menschen unterhalb der Leistungssportebene regelmäßig ihrem Hobby nachgehen können. Breitensport-Trainingsgruppen werde feste Trainingszeiten angeboten, ohne dass es zu Kollisionen mit dem Leistungssport kommt. Augenmerk wird auch auf die besonderen Anforderungen von Schießsportlern mit Handicap gelegt. Das beinhaltet den barrierefreien Zugang genauso wie die Bereitstellung der benötigten Hilfsmittel (Auflagen, Zieleinrichtungen für Blinde).

Die Anlage wird auch in Zukunft über ausreichend Kapazität verfügen, damit hier weiterhin regionale und Landesmeisterschaften ausgerichtet werden können, die für die Breitsportler die Höhepunkte der jährlichen Wettkampfsaison sind.


Erzielung von Synergieeffekten

Durch eine hohe Auslastung der Sportstätte wird die maximale Effizienz der eingesetzten Mittel erreicht. 

Nicht nur die Bundespolizeibehörde ist daran interessiert, dass das Personal der Inspektion Dresden auf der Schießanlage weiterhin ihre Schieß- und Einsatzausbildung durchführt. Dazu werden einige der durch den Verein genutzten Schießstände bei der Sanierung an die Mitnutzung durch die Behördlichen Schützen angepasst. Die zusätzlichen Investitionen sind zum beiderseitigen Nutzen. Der Verein als Betreiber erhält zusätzlich finanzielle Mittel für die Deckung der Betriebskosten der Anlage und die Polizeidirektion Dresden als verantwortliche Stelle für die Bereitstellung einer Ausbildungsstätte für die Inspektion Dresden bekommt Planungssicherheit und spart finanzielle Mittel für den Bau einer eigenen Anlage oder teure Anmietung von privat betriebenen Schießständen. Das öffentliche Interesse aufgrund der Einsparung von Haushaltsmitteln bei gleichzeitiger Sicherstellung der Schießausbildung für die Behörden ist ein gewichtiges Argument für die zusätzlichen Investitionen.

Unsere Anlage wird auch weiterhin anderen Schützenvereinen zur entgeltlichen Mitnutzung zur Verfügung stehen was zur Deckung der Betriebskosten beiträgt.


Verbesserung der Umweltverträglichkeit

Im Zuge der Sportstättensanierung werden selbstverständlich grundlegende Prinzipien der ökologischer Sportstättengestaltung beachtet:

  • hohe Energieeffizienz durch kompakte, wärmegedämmte Bauweise und Wärmerückgewinnung aus der Abluft der Indoor-Schießanlagen,
  • Entsieglung von Flächen durch den Abriss von nicht mehr benötigten Gebäuden,
  • architektonische Anpassung an die Umgebung „Wald“,
  • deutliche Verringerung der Lärmemission durch den Neubau von geschlossenen Schießständen und Verbesserung des Lärmschutzes auf den Freiluft-Schießständen.


Zusätzlich wird der besonderen Lage im Landschaftsschutzgebiet „Dresdner Heide“ Rechnung getragen. Auf den schon vorhandenen und den nach dem Umbau neu entstandenen Freiflächen lädt ein Bogenparcours zur aktiven Erholung ein. 

Der Außenbereich bietet einzigartige Voraussetzungen, um die verschiedenen Habitate der Dresdner Heide mit den dort vorkommenden Pflanzen darzustellen und zu erklären. 

Dem Schutz der auf dem Areal des Schießstandes vorkommenden, zum Teil seltenen, Arten, wie zum Beispiel der Schlingnatter, wird durch die Erhaltung der vorhandenen arttypischen Lebensbereiche ebenfalls Rechnung getragen. 


Ausführung von Dr. Uwe Steffen, ehem. Vorsitzender der PSSG zu Dresden e.V.


Inhaltliche und zeitliche Gliederung der Sanierung

Ursprünglich war die Sanierung unserer Anlage in 4 Bauabschnitte geplant. Schon bei Beginn des 1. Bauabschnitt haben sich verschiedene finanzielle und bauliche Herausforderungen ergeben, die zum Entschluss geführt haben, den ersten Bauabschnitt fertig zu stellen und danach in eine neue Planungsphase überzugehen. Da in dieser Zeit auch ein Wechsel des Vorstandes stattgefunden hat, wurde nun erst durch Befragung der Vereinsmitglieder und Ausarbeitung in mehreren Workshops das tatsächliche Bedürfnis der PSSG zu Dresden ermittelt. Aktuell befinden wir uns im Beginn des 2. Bauabschnitt, der eine Erneuerung der Außenumzäunung vorsieht.

Erster Bauabschnitt 2017/19 (abgeschlossen)

Der erste Bauabschnitt der Sanierung umfasst den Neubau von zwanzig 25 m-Schießbahnen auf den rechten Bereich der 50 m-Anlage. Das dient einerseits der Modernisierung sowie der Verbesserung des technischen Lärmschutzes. Andererseits wird dadurch der spätere Umbau des 25 m-Standes für die Nutzung durch die Behörden vorbereitet. Alle 20 Schießbahnen des neuen Standes sind mit elektronischen Scheibenanlagen zur Trefferauswertung ausgestattet. Der Schießstand ist für das Schießen mit klein- und großkalibrigen Kurzwaffen zugelassen und durch eine Ummauerung vom übrigen Gelände abgetrennt. Die Innerverkleidung besteht aus schallabsorbierendem Material. Der Bereich vom Schützenstand bis einschließlich der Vorderseite der ersten Hochblende ist mit dem gleichen Material verkleidet. Die Stände können nach dem Schießen mir elektrischen Jalousien verschlossen werden. 


Zweiter Bauabschnitt 2022/2024

Erneuerung der Außenumzäunung mit Übersteigschutz nach den geltenden Schießstand  Richtlinien.